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Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut (FiFo Köln)

Das FiFo

Das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut an der Universität zu Köln arbeitet an der Schnittstelle von ökonomischer Spitzenforschung und praktischer Finanzpolitik. Sein Anspruch ist es, bessere Politikgestaltung zu ermöglichen. Forschen und Beraten gehen dabei Hand in Hand; große Unabhängigkeit ist essentielle Voraussetzung für beides. Mit diesem Credo politikorientierter Forschung und wissenschaftlicher Politikberatung arbeitet das FiFo zu öffentlichen Finanzen, zur Kommunal-, Klima- und Umweltpolitik, zur Good Governance im Mehr-Ebenen-Staat sowie zu fiskalischen Dimensionen des demografischen Wandels.

Das FiFo Köln wurde 1927 von Fritz Karl Mann gegründet. Das älteste Wirtschaftsforschungsinstitut Westdeutschlands – und nach IfW Kiel und DIW Berlin das drittälteste ganz Deutschlands –  nimmt in allen Jahren seiner Tätigkeit die Aufgabe als An-Institut sehr aktiv wahr, indem seine ganze Forschung über die Wissenschaft hinaus auch immer in Gesellschaft und politischer Praxis verankert wird.

Tätigkeitsfelder

Finanzwissenschaft ist traditionell die ökonomische Lehre von den Aufgaben des Staates und den damit eingehenden öffentlichen Ausgaben und Einnahmen. Eine moderne Finanzwissenschaft, die in diesen Feldern empirische Evidenzorientierung, klare Akteursanalyse und den Anspruch unmittelbarer praktischer Umsetzbarkeit ihrer Befunde miteinander verbindet, muss dabei immer Brücken schlagen. Die wichtigste Brücke ist die Verbindung anspruchsvoller quantitativer Methoden – primär mikrobasierte Ökonometrik und fiskalische Simulationsmodelle – mit einem transparenten, niedrigschwelligen und (deswegen) akzeptierten Design politischer Instrumente. Dem dient auch die zweite Brücke, die regelmäßige und intensive inter- und auch transdisziplinäre Zusammenarbeit mit Forschenden benachbarter Felder und mit Praktiker*innen aus öffentlichen Verwaltungen und Politik.

Auf dieser Weise arbeitet das FiFo Köln in der angewandten Finanzwissenschaft vor allem zu: Qualität der Finanzpolitik und fiskalische Nachhaltigkeit; Finanzausgleich und Mehr-Ebenen-Governance von der kommunalen bis zur europäischen Perspektive; Kommunalfinanzen und -steuern; Haushaltsreform und Budgettransparenz; Evaluierung staatlicher Ausgabenprogramme, Subventionen und Steuervergünstigungen; nationale und internationale Umwelt-, Klima- und Energiepolitik sowie nachhaltige regionale Entwicklung und Stadt-Land-Ökonomik.

Vernetzung

Die Vernetzung in der und über die Wissenschaft hinaus erfolgt auf mehreren Wegen.
Über die Auftraggeber und Forschungsförderer ist – auch über einzelne Projekte hinaus – ein breites Netzwerk von Praxispartnern gewachsen. Hier hat das FiFo seit der Jahrtausendwende mit zehn Bundesministerien, vielen Landesregierungen, dem Bundestag und mehren Landtagen, Kommunen, internationalen Regierungen, EU-Institutionen, der OECD sowie mit Stiftungen, NGOs und Verbänden zusammengearbeitet. Besonders eng kooperiert das Institut mit der Stadt Köln.

Die FiFo-Direktoren sind Mitglieder in verschiedenen Beiräten und Gremien: Felix Bierbrauer ist u.a. Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des BMWi; Michael Thöne u.a. im Kompetenzzentrum „Nachhaltige Kommunale Finanzpolitik“ der WWU Münster und der High-Level-Gruppe „Sovereign Europe“ der Bertelsmann Stiftung.

Die Gruppe der „FiFo Policy Fellows“ umfasst 15-20 Persönlichkeiten, die Forschung und Praxis verbinden, sei es als praxisnahe Finanzwissenschaftler*in, sei es als forschungsaffine Praktiker*in.

Schließlich kooperiert das Institut in gemeinsamen Projekten und darüber hinaus mit vielen anderen Forschenden und Instituten. Im regionalen Kontext sind dies, neben der UzK, das Institut der deutschen Wirtschaft, das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) und Frontier Economics Köln. Überregionale ökonomische Partner sind u.a. das ifo München, das ZEW Mannheim, das DIW Berlin und Copenhagen Economics; interdisziplinäre Zusammenarbeiten werden vor allem mit einer Reihe juristischer Lehrstühlen sowie mit regional- und verkehrswissenschaftlichen Instituten gepflegt.

Entwicklung / Rechtsträger

Ein knappes Jahr nachdem Fritz Karl Mann den Ruf an den neuen, ersten deutschen Lehrstuhl für Finanzwissenschaft an der Universität zu Köln angenommen hatte, nahm das von ihm ins Leben gerufene Institut im Mai 1927 seine Arbeit auf. Es hieß zunächst „Institut für internationale Finanzwirtschaft“, wurde aber schon bald in „Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut“ umbenannt.

1936 musste Mann vor den antisemitischen Verfolgungen ins amerikanische Exil fliehen. Krieg und Nachkriegszeit brachten die Forschung dann nahezu ganz zum Erliegen.

1949 nahm das Forschungsinstitut unter der Leitung von Günter Schmölders den regulären Betrieb wieder auf. Unter seinem Nachfolger Karl-Heinrich Hansmeyer, der das FiFo von 1972 bis 1993 als Direktor leitete, und seinem Geschäftsführer Dieter Ewringmann erweiterten sich die Forschungsfelder des Instituts. In Ergänzung seiner traditionellen Themen wandte sich das FiFo als eines der ersten deutschen Forschungsinstitute der Umweltökonomie zu.

Von 1993 bis 1998 war Klaus Mackscheidt geschäftsführender FiFo-Direktor, ihm folgte Wolfgang Kitterer. 2005 bis 2011 war Clemens Fuest wissenschaftlicher Direktor des Instituts. Seit 2011 ist Felix Bierbrauer Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwissenschaft an der Universität zu Köln und wissenschaftlicher Direktor des FiFo.

Rechtlicher und finanzieller Träger des FiFo Köln ist seit 1949 die gemeinnützige „Gesellschaft zur Förderung der finanzwissenschaftlichen Forschung e.V.“. Dieser Trägerverein wird seit 1999 von Michael Thöne als Geschäftsführer bzw. als geschäftsführendem Vorstandsmitglied geleitet. Seit Abschluss des neuen Kooperationsvertrags der Universität mit der FiFo im Frühjahr 2020 ist er in dieser Funktion auch FiFo-Direktor.

Today's ideas. Tomorrow's impact.

Die Finanzierung der kommunalen Leistung der 11.000 deutschen Städte und Gemeinden ist in den meisten Bundesländern immer wieder politisch, aber auch verfassungsrechtlich heiß umstritten. In solchen Konstellationen spielt oftmals ökonomische Expertise die ausschlaggebende Rolle, um von allen Seiten akzeptierte Kommunalfinanzierungsgesetze zu erreichen.

2018 haben FiFo-Forscherinnen und -Forscher eine neuartige ökonometrische Methode zur differenzierten Messung kommunaler Finanzbedarfe entwickelt und in Schleswig-Holstein zu Anwendung gebracht. Bis Ende 2020 soll auf dieser Grundlage ein neues Finanzausgleichsgesetz verabschiedet werden, das für die 1.200 schleswig-holsteinischen Kommunen eine funktionale Alternative zur gegenwärtigen verfassungswidrigen Gemeindefinanzierung schafft. 

Auch im Saarland stehen die Chance gut, auf der Grundlage eines sofia-FiFo-Gutachtens, das die neue FiFo-Methode einsetzt, die nunmehr 40 Jahre währende Reformblo-ckade in der Kommunalfinanzierung in 2021 zu überkommen.