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Politiker und Politikerinnen mit Brille werden im Experiment häufiger gewählt

Studie am Social Cognition Center Cologne vergleicht fiktiven Wahlerfolg mit und ohne Brille

Brille auf einem Tisch

Foto: Pixabay.com / Free-Photos

Das individuelle Gesicht von Politikerinnen und Politikern hat Einfluss auf die Wählerzustimmung und das Ergebnis von politischen Wahlen. Das bestätigt abermals eine Studie von Alexandra Fleischmann und Joris Lammers vom Social Cognition Center Cologne der Universität zu Köln, die in der Fachzeitschrift „Social Psychology“ erscheint.   

Nachdem es bereits empirische Nachweise dafür gibt, dass Menschen mit sogenannten „Baby Faces“ – also einem runden Gesicht mit niedrigen Wangenknochen und einem Lächeln – seltener gewählt werden als diejenigen mit markanten Gesichtszügen, hat das Kölner Team nun den Einfluss von Brillen auf die Zustimmung der Wählerschaft überprüft. „Dieser Effekt hat uns deshalb so besonders interessiert, weil er im Gegensatz zur Gesichtsphysiognomie viel leichter zu manipulieren ist – entweder man setzt eine Brille auf oder eben nicht“, erklärt Alexandra Fleischmann, Autorin der Studie und Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Dr. Joris Lammers.

Für die Studie manipulierten die Psychologen Bilder von schwedischen Politikerinnen und Politikern durch ein Bildbearbeitungsprogramm mit und ohne Lesehilfe. Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer bewerteten die Bilder danach, ob sie die Person wählen würden oder nicht. „Es zeigte sich, dass die Personen mit von uns reingeschnittenen Brillen als kompetenter eingeschätzt wurden und es leichter hatten, gewählt zu werden. Dieser Effekt stellte sich erstaunlicherweise auch dann ein, wenn wir den Probandinnen offen gesagt hatten, dass der Politiker die Brille nur deshalb aufsetzt, um kompetenter zu erscheinen“, so Fleischmann.

In mehreren Experimenten wurde weiterhin untersucht, in welchen Situationen Brillen besonders einflussreich sind, ob Brillen den Wahlerfolg unabhängig von der Parteizugehörigkeit befördern und ob Brillen in unterschiedlichen Kulturen (USA, Indien) zum Wahlerfolg verhelfen. Außerdem prüften die Kölner Forscher, ob der größere Wahlerfolg eine Folge davon ist, dass Brillenträgerinnen intelligenter oder menschlich wärmer aussehen.

Fleischmann: „In allen unseren Studien in westlichen Kulturen erhöhten Brillen den (fiktiven) Wahlerfolg. Für die Wählerinnen und Wähler steht, vor allem in Friedenszeiten, die Intelligenz als wichtige Eigenschaft von Politikerinnen und Politikern im Fokus. Auch bei einem drohenden Krieg schadeten Brillen nicht – obwohl hier Dominanz als wichtiger angesehen wird. Spannend war für uns, dass Brillen in Indien keinen Einfluss auf den Wahlerfolg hatten“, so die Psychologin. Andere Studien hätten gezeigt, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Indien – im Gegensatz zu den USA – Brillen nicht mit Intelligenz verbinden. „In Indien trägt nur ein Bruchteil der Bevölkerung eine Brille. Vermutlich helfen Brillen nur dann, wenn in der Gesellschaft Brillen häufig sind und mit Intelligenz verbunden werden. Zumindest westliche Politikerinnen und Politiker könnten es jedoch mal mit einer Brille versuchen, möglicherweise lohnt sich die Investition“, sagt Fleischmann.