zum Inhalt springen

Yvonne Mitschka im Interview

Alumna Yvonne Mitschka Foto: Stiftung Mercator

„London ist eine eindrucksvolle und intensive Stadt“

Unsere Alumna Yvonne Mitschka hat in Köln den CEMS Master’s in International Management (CEMS MIM) sowie den Masterstudiengang Economics absolviert.
Seit September 2016 ist sie Teilnehmerin des Mercator Kollegs für internationale Aufgaben, einem 13-monatigen Stipendienprogramm zur Nachwuchsförderung in der internationalen Zusammenarbeit. Hier beschäftigt sie sich mit „Ansätzen für klimaeffiziente Städte in Transformationsländern“. Das Mercator Kolleg ist ein Projekt der Stiftung Mercator und der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie dem Auswärtigen Amt in Kooperation mit den Schweizer Pendants der drei genannten Träger.

Ihre erste Arbeitsstation absolvierte Yvonne in Warschau beim Think Tank WiseEuropa. Aktuell arbeitet sie in London für die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Im Alumni-Interview erzählt sie uns von den spannenden Erfahrungen, die sie so sammeln konnte und blickt zurück auf Ihr Studium in Köln.

 

Erste Arbeitserfahrungen

Liebe Yvonne, Du absolvierst gerade ein 13-monatiges Programm der Stiftung Mercator, während dem die Kollegiat*innen in zwei bis drei internationalen Organisationen, in global tätigen Nichtregierungsorganisationen, Non-Profit-Organisationen oder Wirtschaftsunternehmen arbeiten. Wo warst Du bisher eingesetzt?

Meine erste Arbeitsstation absolvierte ich im Energy, Climate and Environment Research Programme beim Think Tank WiseEuropa in Warschau. Danach verschlug es mich nach London zur EBRD – einer Entwicklungsbank mit Regionalfokus Osteuropa und Zentralasien. Seit Februar dieses Jahres arbeite ich hier im Energy Efficiency and Climate Change (E2C2) Team.

Welche Erfahrungen hast Du dabei machen können?

Ich habe das Glück, dass beide Arbeitsstationen komplementär zueinander sind und ich dadurch sehr verschiedene Erfahrungen mache.

Bei WiseEuropa, wo das Team aus circa 15 Leuten besteht, habe ich die Gestaltungsfreiheit und die direkte Verantwortlichkeit innerhalb einer kleinen Organisation kennengelernt und an zwei sehr spezifischen Nachhaltigkeitsherausforderungen für Städte gearbeitet. Einmal ging es dabei um die  Verwendung von Elektroautos im Carsharing. Das andere Mal ging es um die Chancen von Urban Farming Lebensmittel für Stadtbewohner ressourcenoptimierend zu produzieren.

Was ist deine zweite Arbeitsstation und damit Deine aktuelle Aufgabe?

Bei der EBRD wirke ich dabei mit, Nachhaltigkeitsherausforderungen von Städten zu identifizieren, priorisieren sowie Lösungen zu konzipieren und implementieren. Formalisiert geschieht dies innerhalb sogenannter Green City Action Plans. Dabei handelt es sich um strategische Konzepte, mit denen Städte Umweltprobleme in drei Schritten effektiv angehen und die Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner verbessern können. Die behandelten Bereiche umfassen beispielsweise den öffentlichen Nahverkehr, die Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden, die Straßenbeleuchtung sowie die Wasser- und Abfallinfrastruktur.

Eine besondere Überwindung stellte für mich die Teilnahme an einem Training der Bundeswehr zum Thema „Schutz und Verhalten in Krisenregionen“ dar.

London in der Abenddämmerung Foto: andyreedobe / pixabay.com

Aktueller Arbeitsalltag und Herausforderungen


Wie sieht Dein aktueller Arbeitsalltag aus?

Meine Arbeit ist sehr dynamisch und vielfältig. An den Green City Action Plans arbeiten viele Akteure gleichzeitig, zum Beispiel Consultants, Mitarbeiter/-innen der jeweiligen Städte und Mitarbeiter/-innen aus verschiedenen Abteilungen unserer Bank. Es gilt, den Produktionsprozess der Aktionspläne durch Projektmanagementaufgaben und inhaltliches Feedback zu einzelnen Berichtsteilen zu unterstützen. Darüber hinaus werte ich die Entwicklung nachhaltiger Investments der EBRD aus und bereite Gesprächs- und Präsentationsunterlagen für verschiedene Veranstaltungen vor.

Was gefällt Dir dabei besonders gut?

In kurzer Zeit lerne ich fachlich sehr viel dazu und gewinne einen Überblick über die Funktionsweise der Bank. Vor allem aber ist die Teamarbeit mit Kollegen aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen fachlichen Hintergründen ein großes Privileg. Die Zusammensetzung des Teams – von der türkischen Ingenieurin bis zum neuseeländischen Fachmann für politischen Dialog im Bereich Energieeffizienz – spiegelt die Interdisziplinarität und die internationale Relevanz unseres E2C2 Teams innerhalb der EBRD wider.

Gab es besondere Herausforderungen, die Du meistern musstest?

Natürlich, eine ganze Menge! Es gibt verschiedene operative Herausforderungen, die die Organisation von verschiedenen Arbeitsaufenthalten in verschiedenen Ländern mit sich bringt. Darüber hinaus sind es vor allem unsere regelmäßigen Seminare, die mich prägen. Alle drei bis vier Monate treffen wir mit unseren Rektoren des Mercator Kollegs sowie mit den Verantwortlichen der Stiftung Mercator und der Studienstiftung zusammen. Dann nehmen wir an Schulungen zu Themen der internationalen Zusammenarbeit und persönlichen Weiterentwicklung teil. Eine besondere Überwindung stellte für mich die Teilnahme an einem Training der Bundeswehr zum Thema „Schutz und Verhalten in Krisenregionen“ dar. Dieses Training beinhaltete eine Reihe praktischer Übungen, zum Beispiel zum korrekten Verhalten an Checkpoints – und das mitten im Wald bei Temperaturen von deutlich unter -10 Grad!   

Kannst Du Dir denn vorstellen, beruflich in eine Krisenregion zu gehen?

Das kommt sehr auf die Region, die Art der Krise, die Aufgabe vor Ort und die zeitliche Dauer des Aufenthaltes an.

Aus meiner Sicht ist London gerade für Berufsanfänger ein vorteilhafter Ort, um ein internationales Netzwerk aufzubauen.

Gruppenfoto des Mercator-Jahrgangs von Yvonne Mitschka. Das Foto entstand bei einem Besuch im Auswärtigen Amt im September 2016 in Berlin.

Foto: Stiftung Mercator

Beeindruckende Erlebnisse

Zurück zu Deinen bisherigen Erlebnissen während des Mercator Kollegs. Hat Dich eines davon besonders beeindruckt?

Das Mercator Kolleg ermöglicht einmalige Erfahrungen und Begegnungen. Ganz allgemein freue ich mich darüber, dass ich regelmäßig auf die 23 anderen Kollegiatinnen und Kollegiatin treffe. Unsere Gruppe, die viele verschiedene Erfahrungen und Hintergründe vereint, weist ein starkes Gemeinschaftsgefühl auf. Davon abgesehen war für mich unser Gespräch mit Klaus Kleber während unseres Auftaktseminars in Berlin im September 2016 besonders eindrucksvoll. Herr Kleber ist sehr charismatisch und berichtete sehr authentisch über seine Arbeit und die aktuellen Herausforderungen in der journalistischen Arbeit und wie er darauf reagiert. Seitdem muss ich bei jedem heute-journal mit Claus Kleber schmunzeln!


Wie gefällt Dir London? Kannst Du Dir vorstellen, dort langfristig beruflich tätig zu sein?

London ist eine eindrucksvolle und intensive Stadt. Abgesehen von der kulturellen und kulinarischen Vielfalt trifft man gerade in beruflicher Hinsicht auf sehr viele inspirierende und beeindruckende Menschen aus der ganzen Welt. Dabei ist es in London einfach, als jemand ohne britischen Hintergrund in der Stadt Fuß zu fassen. Gleichzeitig belegen hohe Mietpreise und volle U-Bahnen die große Anziehungskraft der Stadt. Aus meiner Sicht ist London gerade für Berufsanfänger ein vorteilhafter Ort, um ein internationales Netzwerk aufzubauen. Letztlich ist es jedoch eine sehr persönliche Entscheidung, ob man sich das Leben hier leisten kann und möchte.  

Kannst Du uns das Thema Deines Kollegjahres kurz erläutern? Weshalb hast Du Dich für dieses Thema entschieden?

Bereits heute leben über 50% der Weltbevölkerung in urbanen Gebieten. Dazu sind Städte für zwei Drittel des weltweiten Energieverbrauchs und für mehr als 70% aller CO2-Emissionen verantwortlich. Wenn im Jahr 2050 rund 70% der Weltbevölkerung in Städten leben, ist damit zu rechnen, dass die städtischen Anteile am Energieverbrauch und den Emissionen weiter ansteigen. Gleichzeitig weisen Städte innerhalb der genannten Bereiche vielfältige Herausforderungen auf, für die es integrierte Lösungen zu finden gilt. Transformationsländer, auf die sich die EBRD fokussiert, besitzen traditionell ein besonders hohes Potenzial für die Steigerung von Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit.

Schließlich habe ich durch meinen Familienhintergrund einen engen Bezug zu Polen und ein persönliches Interesse an diesem und weiteren Transformationsländern im Osten Europas. Daher rührt mein Interesse während meiner Arbeitsstationen an Projekten zu klimaeffizienten Städten in Transformationsländern mitzuarbeiten.

Rückblickend bin ich sehr glücklich darüber, genau diese Kombination aus Economics und International Management gewählt zu haben.

Studierende auf dem Kölner Campus Foto: Dustin Preick

Rückblick auf das Studium des CEMS MIM in Köln

Du hast in Köln im Master in International Management (CEMS MIM) und Economics studiert. Wie gut hat Dich dieses Studium auf Deine Tätigkeit im Rahmen des Mercator Kollegs vorbereitet?

Meine Arbeit innerhalb des CEMS Business Project mit Transparency International war der fachliche Spatenstich für mein Vorhaben Expertise in den Bereichen Klima/ Energie/ Umwelt aufzubauen. Darüber hinaus ist ein Studium an der Universität zu Köln eine außerordentlich gute Möglichkeit sich mit der  gegebenen Flexibilität auseinanderzusetzen und diese sinnvoll und proaktiv für sich und andere zu nutzen. Eigeninitiative und Gestaltungswille sind auch im Mercator Kolleg von besonderer Wichtigkeit.


Weshalb hast Du Dich für Deine Studienfächer entschieden?

Nach meinem Bachelor in BWL war für mich ein Master in VWL die logische Konsequenz, um im Studium den Grundstein für ein ganzheitliches Verständnis von Wirtschaft zu legen. Gleichzeitig wollte ich meine Vorliebe für Internationalität und das kollektive, praktische Arbeiten verfolgen und bewarb mich daher für den CEMS MIM. Rückblickend bin ich sehr glücklich darüber, genau diese Kombination aus Economics und International Management gewählt zu haben.

Welche Erwartungen hattest Du an Dein Studium und wurden diese erfüllt?

Als Quereinsteigerin in die VWL wollte ich durch den Masterstudiengang Economics einen breiten Überblick über die verschiedenen Teildisziplinen innerhalb der VWL erlangen. Darüber hinaus wollte ich mir solide Grundkenntnisse in der statistischen Datenanalyse und den dazugehörigen Computerprogrammen aneignen. Schließlich war mir die Erlangung weiterer Auslandserfahrung sehr wichtig. Durch das große Angebot an Wahlfächern und Kursen sowie die internationale Ausrichtung der WiSo-Fakultät insgesamt und des CEMS MIM im Speziellen konnte ich alle drei Vorhaben während meines Masterstudiums in Köln verwirklichen.

An welche Erlebnisse im Studium denkst Du besonders gerne zurück? Gibt es ein schönes Erlebnis, das Dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich genoss alle Veranstaltungen sehr, die in den oberen Etagen des WiSo-Gebäudes stattfanden - dieser einmalige Ausblick! Darüber hinaus war für mich ein besonderes Highlight die Ergebnispräsentation unseres Business Projects. Auf Einladung von Transparency International durften wir unsere Erkenntnisse innerhalb eines Expertenworkshops in Berlin diskutieren. Das empfand ich als wunderbares Zeichen der Wertschätzung für unsere Arbeit.

Köln ist für mich die Stadt mit den herzlichsten Menschen mit dem sympathischsten deutschen Akzent! 

Zukunftspläne und Tipps für Studierende

Wie stellst Du Dir Deine weitere berufliche Zukunft vor? Möchtest Du weiter international tätig sein?

Internationalität, Interdisziplinarität und Werteorientierung sind für mich maßgebend für die Gestaltung meiner beruflichen Zukunft.

Bitte vervollständige den Satz: Köln ist für mich…

Die Stadt mit den herzlichsten Menschen mit dem sympathischsten deutschen Akzent!

Was möchtest Du unseren Studierenden im Allgemeinen mit auf den Weg geben? Und was sind Deine drei Tipps für unsere Studierenden?

Ich bin sicherlich zu jung um Weisheiten abzugeben und beanspruche die Wahrheit selten für mich. Gerne nenne ich aber drei Gedankengänge die mich inspirieren und die jede und jeder für sich auslegen kann:

1.    Education is the ability to meet life’s situations.
2.    Build your story rather than your CV.
3.    Don't ask what you expect from life but what life expects from you.


Vielen Dank für das Interview!


Über Yvonne Mitschka:
Yvonne Mitschka hat Betriebswirtschaftslehre an der Frankfurt School of Finance & Management und der University of Auckland studiert. Im Anschluss absolvierte sie den CEMS Master’s in International Management sowie den Masterstudiengang in Economics an der Universität zu Köln und der Warsaw School of Economics. Erste Berufserfahrungen sammelte sie unter anderem bei KPMG in München und Santiago sowie bei zeb in Münster, an der Deutschen Botschaft in Warschau und im Climate Finance Integrity Programme bei Transparency International in Berlin. Im Rahmen des 13-monatigen Mercator Kollegs für internationale Aufgaben beschäftigt sie sich mit Ansätzen für klimaeffiziente Städte in Transformationsländern.

Interview: Sarah Brender