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Zynismus schadet der Gesundheit

Wie Zynismus krank macht - und umgekehrt

Arzt untersucht Arm einer Frau mit Stehoskop

Bild: pixabay.com/rawpixel

Wussten Sie schon, dass Zynismus der Gesundheit schadet, schlechte Gesundheit aber auch zu Zynismus führt?

Sind die meisten Leute nur auf ihren eigenen Vorteil aus? Sollte ich Fremden grundsätzlich misstrauen? Das sind Fragen, die zynische Menschen mit „Ja“ beantworten würden: Zynismus bezeichnet eine Weltsicht, innerhalb derer andere Menschen und ihre Motive negativ bewertet werden. Die Welt so zu sehen, kann die Gesundheit beeinträchtigen: Wer andere für selbstsüchtig und unehrlich hält, erkrankt etwa mit höherer Wahrscheinlichkeit an Arteriosklerose, Diabetes und Demenz als jemand, der anderen mit Wohlwollen begegnet – und hat sogar ein höheres Sterberisiko.

Die Ergebnisse der Studie


ISS-Forscher Daniel Ehlebracht und Olga Stavrova von der Universität Tilburg haben nun in einer Studie gezeigt, dass die Kausalität dabei in beide Richtungen geht: Zynismus macht krank – aber krank zu sein macht auch zynisch. Dafür gibt es sogar historische Beispiele: So soll etwa Heinrich VIII., zunächst ein offener und progressiver Herrscher, nach einem schweren Reitunfall geradezu paranoid misstrauisch geworden sein. Um systematisch zu untersuchen, ob ein solcher Effekt existiert, haben die beiden Sozialpsychologen Daten des deutschen Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und der US-amerikanischen Health and Retirement Study (HRS) ausgewertet. In beiden Stichproben fanden die Autoren einen Effekt von schlechter Gesundheit auf Zynismus. Dabei untersuchten sie sowohl subjektive Einschätzungen der Gesundheit – bei denen der Effekt zuverlässig auftrat – als auch objektive Gesundheitsmaße wie die Anzahl ärztlicher Diagnosen und medizinische Testergebnisse. Bei den objektiven Maßen zeigte sich der Effekt nur für gesundheitliche Probleme, die das Leben der Probanden wahrnehmbar einschränkten: Sorgt etwa eine schlechte Lungenfunktion dafür, dass jemand keine Treppen mehr steigen kann und auf Hilfe anderer angewiesen ist, so fördert dies eher eine zynische Weltsicht als erhöhte Blutdruckwerte, die nicht merklich die Lebensqualität beeinträchtigen.
Es sind also vor allem wahrgenommene Einschränkungen und der damit verbundene Verlust persönlicher Kontrolle über das eigene Leben, die dafür verantwortlich sind, dass Krankheit zynisch macht. Dass Zynismus wiederum der Gesundheit schadet, kann dabei einen Teufelskreis verursachen. Möglicherweise könnten stabile soziale Netzwerke und eine gute institutionelle Unterstützung aber Faktoren sein, die geeignet sind, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Wussen Sie schon, dass...?
Mehr interessante und oft überraschende Ergebnisse aus der Forschung des ISS gibt es auf der Website des Instituts für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS).