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Führt ein Ausbildungsabschluss bei hoher Arbeitslosenquote zu schlechterer Gesundheit?

Neue Studie des ISS

Foto: pixabay.com - Uboiz

Wussten Sie schon, dass eine hohe Arbeitslosenquote zum Zeitpunkt des Ausbildungsabschlusses langfristig zu schlechterer Gesundheit führen kann?

Die letzte Wirtschaftskrise der Jahre 2007/2008 hat junge Menschen durch Arbeitsmarktunsicherheit und hohe Arbeitslosigkeitsraten in vielen Ländern schwer getroffen. Dies hat zu der Sorge beigetragen, dass eine „verlorene Generation“ von jungen Menschen dauerhaft benachteiligt sein könnte. Insbesondere besteht die Sorge, dass vor allem junge Menschen beim Übergang von der Ausbildung in die Erwerbstätigkeit von hoher Arbeitslosigkeit in ihrer Umgebung betroffen und langfristige eine schlechtere Gesundheit haben könnten.

Philipp Lersch, Marita Jacob und Karsten Hank vom ISS haben in einer kürzlich veröffentlichten Studie untersucht, ob diese Sorge berechtigt ist. Für ihre Untersuchung haben sie Daten aus dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), in dem Befragte wiederholt für viele Jahre an Interviews teilnehmen, genutzt. Die Autoren untersuchten, wie die regionale Variation in der Arbeitslosigkeit auf Ebene der Bundesländer zum Zeitpunkt des Bildungsabschlusses zwischen den Jahren 1992 bis 2015 in Westdeutschland auf die subjektive Gesundheitseinschätzung von Individuen wirkt. Individuen wurden dabei bis zum Alter 49 verfolgt.

Unerwartete Ergebnisse 
Erstens zeigte sich in der Analyse, dass junge Menschen die ihre Bildung in Bundesländern mit hoher Arbeitslosigkeit abschließen ihre Gesundheit zunächst als besser einschätzen als junge Menschen in Bundesländern mit niedriger Arbeitslosigkeit. Dieses zunächst unerwartete Ergebnis wurde zuvor schon in anderen Ländern gefunden. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass wirtschaftlicher Abschwung zu weniger Verkehrsunfällen, weniger Umweltbelastung und weniger Arbeitsstress führen kann. Zweitens zeigte sich, dass junge Menschen, die selber nach ihrem Bildungsabschluss arbeitslos sind, ihre Gesundheit schlechter einschätzten unabhängig davon, wie hoch die Arbeitslosigkeit in Ihrem Bundesland ist. Diese schlechtere Gesundheitseinschätzung hält auch mit fortschreitendem Alter an. Schließlich fanden die Autoren, dass junge Menschen, die selber arbeitslos sind und zugleich in einem Bundesland mit hoher Arbeitslosigkeit leben, besonders benachteiligt sind. Ihre Gesundheit verschlechtert sich stärker mit fortschreitendem Alter als dies für Menschen, die in Bundesländern mit niedriger Arbeitslosigkeit selber arbeitslos sind, beobachtet wird.

Fazit der Studie
Insgesamt zeigt sich also, dass junge Menschen, wenn sie ihre Bildung in Umgebungen abschließen, in denen viele Menschen arbeitslos sind, wie dies in vielen Ländern bei der letzten Wirtschaftskrise der Fall war, vor allem in Kombination mit einer eigenen Arbeitslosigkeit auf längere Sicht unter schlechterer Gesundheit leiden.

Wussen Sie schon, dass...?

Mehr interessante und oft überraschende Ergebnisse aus der Forschung des ISS gibt es auf der Website des Instituts für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS).