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Deutschland hat zu wenig Organspender

Axel Ockenfels in der FAZ über die Vorteile einer Entscheidungspflicht

Prof. Dr. Axel Ockenfels

Am 02. November 2018 veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Artikel Die Vorteile einer Entscheidungspflicht von Prof. Dr. Axel Ockenfels, Spieltheoretiker und Wirtschaftsprofessor an der Universität zu Köln. Zusammen mit Sandro Ambuehl, Schweizer Ökonom und Assistant Professor an der Universität von Toronto, beschäftigt er sich in dem Artikel mit verschiedenen Möglichkeiten, die Zahl der Organspender in Deutschland zu steigern. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine Entscheidungspflicht die beste Lösung sei, um dieses Ziel zu erreichen.

Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist die Tatsache, dass es in Deutschland zu wenig Organspender gibt und der damit verbundene Vorschlag des Gesundheitsministers Jens Spahn. Dieser sieht eine Lösung des Problems darin, dass jeder Spender sein soll, der zu Lebzeiten nicht widerspricht. 

Es muss laut Ockenfels überlegt werden, wie man Menschen dazu bewegen kann, Organspender zu werden. Zusätzlich müsse man die Reaktion bereits registrierter Organspender auf Änderungen der Organspenderegeln einkalkulieren. 

Es gibt viele verschiedene Überlegungen, neue Organspender zu gewinnen. Dazu gehören unter anderem finanzielle Anreize, die allerdings in fast allen Ländern verboten sind oder „Nudging“, eine Methode ohne ökonomische Anreize und Veränderungen der verfügbaren Optionen. Aber eben auch die Widerspruchsregelung: man gilt als Organspender, solange man nicht aktiv dagegenspricht. Diese Regelung führt zwar dazu, dass es potenziell mehr Organspender gibt, doch die Anzahl der tatsächlichen Spenden ist deutlich geringer. Wenn keine aktive Entscheidung vorliegt, wird die finale Entscheidung von den Hinterbliebenen getroffen, die sich in den meisten Fällen gegen eine Spende entscheiden. Das zeigt eine in der Wissenschaftszeitschrift „Science“ veröffentlichte Studie. 

Die Verhaltensforscher legen im Artikel eine andere Lösung nahe: Die Pflicht zur Entscheidung. Sie argumentieren, dass zum Beispiel alle Menschen bei der Beantragung eines Personalausweises dazu verpflichtet werden sollten, festzulegen, ob sie spenden wollen oder nicht. Diese Entscheidung wird dann registriert und kann jederzeit geändert werden. Der Vorteil der Entscheidungspflicht läge darin, dass kein Dritter andere Menschen in Spender und Nicht-Spender einteilt oder sie dazu anstößt, sich inhaltlich in die eine oder andere Richtung zu entscheiden. Auch zu diesem Vorschlag gibt es wieder Kritik und es fehlt zudem an Erfahrung. Eine Entscheidungspflicht sei aber für viele akzeptabel, zeigen Studien. Diese zeigen auch, dass sich so viele zusätzliche Organspender finden ließen. 

Axel Ockenfels und Sandro Ambuehl appellieren daran, die Alternative der Entscheidungspflicht und ihre Varianten zu diskutieren und die Diskussion mit Experimenten und anderen Datensätzen zu substantiieren.