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Das Phänomen der Offenheit

„Open-Resourced-base View“: Ein neuer Forschungsansatz - mitentwickelt von WiSo-Professor Detlef Schoder - erklärt, wie Unternehmen von der Öffnung proprietärer Ressourcen profitieren können.

Dass Unternehmen Ressourcen, die ihnen einen strategischen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewerbern verschaffen, ungeschützt veröffentlichen, muss den Laien zunächst überraschen und widerspricht herkömmlichen Geschäftsmodellen geradezu diametral. VRIN-Ressourcen (engl. für valuable, rare, inimitable, and non-substitutable – deutsch: wertvoll, selten, unnachahmlich und nicht substituierbar) gehören im klassischen Verständnis zu den gehüteten Geschäftsgeheimnissen. Traditionelle Resource-level Theorien sehen vor, solche Ressourcen zu schützen, anstatt sie kostenlos anderen zur Verfügung zu stellen.

Dennoch haben erfolgreiche Unternehmen wie IBM, Google, Tesla, Facebook und Apple einstmals proprietäre VRIN-Informationsressourcen (z.B. digitale Inhalte, Codes und Programmierschnittstellen (APIs)) zur freien Nutzung über das Internet publiziert. Warum öffnen Unternehmen ihre Ressourcenbasis und verschenken etwa Patente oder gewähren freien – oftmals kostenlosen – Zugang zu ihren Informationsressourcen oder anderem geistigen Eigentum? Die Praxis zeigt, dass Offenheit eine entscheidende Rolle spielt, um Wettbewerbsvorteile, Geschäftsmodellinnovationen und Unternehmensleistungen zu erzielen.

Einen vielversprechenden Beitrag zur wirtschaftlichen Begründung für ein solches beobachtetes, erfolgreiches Marktverhalten von Unternehmen liefern jetzt Prof. Dr. Detlef Schoder (Seminar für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement, Prof. Dr. Kai Fischbach (Universität Bamberg) und Dr. Daniel Schlagwein (Associate Professor, University of Sdney). Mit dem "Open-Resource-based View / ORBV" entwickeln sie zunächst das Konzept der "Ressourcenoffenheit" in seinen beiden Dimensionen Zugang und Kontrolle und darauf aufbauend ein theoretisches Modell, um die Auswirkungen dieser beiden Offenheitsdimensionen auf die Wertschöpfung und Werteverwendung von Unternehmen zu erklären. Die Theorie bietet so auch betriebswirtschaftliche Implikationen, einschließlich Ansätzen zur Beratung, wie Unternehmen das Phänomen der Offenheit für ihre eigene strategische Positionierung angehen sollten, um ihre Informationsressourcenbasis zu nutzen.

Am Mittwoch wurde die Forschungsarbeit „Open Resource-Based View (ORBV): A Theory of Resource Openness” (als „Completed Research Paper“) offiziell publiziert. Die Vorstellung erfolgte im Rahmen der ICIS 2019 in München, einer der weltweit renommiertesten Konferenzen im Bereich Information Systems.