In einem Artikel mit dem Titel "Mann, was bin ich großartig!" für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) hat sich Prof. Dr. Axel Ockenfels gemeinsam mit Ulrike Malmendier, Ökonomie-Professorin an der University of California in Berkeley, mit dem Thema Selbstüberschätzung beschäftigt.
Laut einer amerikanischen Studie gaben 83 Prozent der Befragten an, sie glaubten von sich, zu den 30 Prozent der sichersten Fahrer zu gehören. In einer anderen Studie waren es sogar 93 Prozent, die angaben, besser als ein Fahrer mit durchschnittlichen Fähigkeiten zu fahren. Diese und weitere Beispiele führen die Autor*innen zu der Frage: Sind diese Einschätzungen realistisch? Die Antwort: Menschen neigen zur Selbstüberschätzung.
Selbstüberschätzung in der Wirtschaft
Dass Selbstüberschätzung nicht nur im Alltag relevant, sondern auch ein wichtiges Thema in punkto Börse ist, zeigen Ockenfels und Malmendier anhand mehrerer Beispiele auf und weisen außerdem darauf hin, dass etwa die Bildung von Preisblasen durch Selbstüberschätzung gefördert wird. Vielleicht, so ihre These, überschätzen sich Finanzmarktakteure sogar besonders stark, da Menschen, die glauben, schlauer zu sein als der Markt (also als die anderen), den größten Anreiz besitzen, in den Handel an den Finanzmärkten einzusteigen.
Empirische Untersuchungen zeigen außerdem laut den Autor*innen, dass sich selbst überschätzende Spitzenmanager zu viel investieren und bei Firmenzukäufen zu viel zahlen – jedenfalls, wenn ausreichend interne Finanzmittel zur Verfügung stehen. Zudem zeige sich analog zu dem Verhalten von privaten Investoren in Finanzmärkten, dass Spitzenmanager zu mehr Fehlern verleitet werden, wenn die Selbstüberschätzung zuvor durch Erfolge bestärkt wurde.
Die positive Seite der Selbstüberschätzung: Selbstvertrauen
Doch auch wenn sich die wissenschaftliche Literatur überwiegend mit den negativen Seiten der Selbstüberschätzung beschäftigt: Ockenfels und Malmendier weisen darauf hin, dass Selbstvertrauen erst einmal ist eine tolle Sache sei: "Wir wollen, dass Entscheider in verantwortlichen Positionen sich sicher fühlen und Sicherheit ausstrahlen und so gute Ergebnisse erreichen. Doch auch wenn aus Selbstvertrauen Selbstüberschätzung wird, muss dies noch nicht in jedem Kontext schlecht sein."
Eine Studie zeige beispielsweise, dass Firmen, die auf Innovation und Wandel setzen, sich selbst überschätzende Manager bevorzugt einstellen. Die Autor*innen vermuten, dass solche Menschen möglicherweise in manchen Kontexten auch zielstrebiger und risikofreudiger sein könnten.
Ockenfels und Melmendier kommen schließlich zum Fazit: Die Kunst sei es, seine Selbstüberschätzung klug und dosiert einsetzen zu können. "Doch die Forschung zeigt: Nicht allen gelingt dies."
Ulrike Malmendier und Axel Ockenfels: "Mann, was bin ich großartig!", erschienen am 18. Dezember 2016 in der FAS, Nr. 50 auf S. 40 in der Rubrik "Geld & mehr".