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Pater Johannes Schasching Preis 2016 für Matthias Sutter

Wir gratulieren

Professor Matthias Sutter

Foto: Lisa Beller

Professor Matthias Sutter erhält im November gemeinsam mit Prof. J. Huber, Prof. M. Kirchler und Dr. M. Stefan den Pater Johannes Schasching SJ-Preis 2016 für die Förderung des Dialogs von Wirtschaft, Ethik und Religion. Der Preis ist eine Initiative der Österreichischen Industriellenvereinigung und wird in Zusammenarbeit mit der Katholischen Privatuniversität Linz verliehen. Er fördert wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dem Verhältnis der Wirtschaft zu Ethik, Theologie, Religion oder Kirche befassen. Der Preis wird ihm für die Publikation des Aufsatzes „Market design and moral behavior“ (gemeinsam mit Michael Kirchler, Jürgen Huber und Matthias Stefan) in der Zeitschrift „Management Science“ verliehen. Wir gratulieren Prof. Sutter herzlich zu dieser Auszeichnung!


Mehr über den Pater Johannes Schasching SJ-Preis erfahren Sie auf der Webseite der Katholischen Privatuniversität Linz.

 

Über die Studie und den ausgezeichneten Aufsatz

Matthias Sutter, Michael Kirchler, Jürgen Huber und Matthias Stefan betonen, dass Märkte unser menschliches Leben in einer Vielzahl von Situationen beeinflussen. Deshalb untersuchten sie in ihrer Arbeit, wie moralisches Verhalten auf Märkten gefördert werden kann: „Der Hintergrund unserer Studie ist daher die Frage, wie Wirtschaft und Ethik miteinander in Einklang gebracht werden können.“

An der Studie nahmen 739 Probanden der Universität Innsbruck teil, die entweder Geld für sich selbst behalten oder das Geld für eine Impfpackung von UNICEF (mit 100 Impfampullen gegen Masern) spenden konnten. Da derzeit jährlich immer noch ca. 150.000 Menschen, vornehmlich Kinder, an Masern sterben, kann das Spenden einer Impfpackung Menschenleben retten.

Handel mit Impfpackungen auf einem nachgebildeten Markt

In der experimentellen Studie konnten die Impfpackungen auf einem nachgebildeten Markt gehandelt werden. Dabei wollten Matthias Sutter, Michael Kirchler, Jürgen Huber und Matthias Stefan durch verschiedene Interventionen auf dem Markt testen, unter welchen Bedingungen die Probanden eher zu spenden bereit sind.

Konkret untersuchten sie die folgenden Gründe, die für unmoralisches Verhalten auf Märkten meist als Erklärung herangezogen werden: Anonymität des Entscheidungsprozesses, Verwässerung der Verantwortung auf Märkten, Vernachlässigung der Eigenschaften des gehandelten Gutes und die These, dass geringe Preise auf Märkten unmoralisches Verhalten fördern.

Mögliche Gründe für unmoralisches Verhalten auf Märkten

Anonymität des Entscheidungsprozesses: Hier wurde das Verhalten der einzelnen Probanden den anderen Probanden mitgeteilt. Dies habe, so die Autoren der Studie, jedoch die Häufigkeit der Spenden nicht beeinflusst, was für die reale Welt bedeute, dass „Name and shame“-Kampagnen nur bedingt erfolgversprechend sind.

Zum Testen der These über die Verwässerung der Verantwortung auf Märkten wurde jeder Proband vor einem Handel darauf hingewiesen, dass er im Falle eines Handelsabschlusses verantwortlich für den Entfall der Spende wäre. Diese Intervention erhöhte das Spendenvolumen jedoch laut den Autoren der Studie auch nicht, was bedeute, dass Appelle an die Verantwortung (etwa von Konsumenten) kaum Wirkung zeigen.

Spannende Erkenntnisse

Eine weitere verbreitete These besagt, Märkte würden deswegen unmoralisches Verhalten verursachen, weil Händler nicht ausreichend über das Gut informiert seien, das gehandelt werden kann. Um dieses Argument zu überprüfen, klärte ein Arzt von „Ärzte ohne Grenzen“ zu Beginn einer Experimentsitzung alle Probanden über Masern, den Krankheitsverlauf und die Bedeutung von Schutzimpfungen auf. Auch diese Intervention hatte laut Sutter et al. jedoch keinen Einfluss auf die Spendenhäufigkeit – ein spannendes Ergebnis, da es den Erwartungen überhaupt nicht entsprach.

Zum Prüfen der vierten These, geringe Preise auf Märkten würden unmoralisches Verhalten fördern, wurde Folgendes realisiert: Unbeteiligte Dritte konnten Strafzahlungen gegen Probanden verhängen, wenn diese eine Spende verhinderten und stattdessen Geld für sich selbst nahmen. Diese Intervention erhöhte als einzige das Spendenvolumen signifikant. Das bedeutet laut Sutter et al., dass soziale Ächtung, die mit Kosten verbunden ist, die Durchsetzung moralischer Normen stark und positiv beeinflussen kann.