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Junge Investoren in Deutschland

Wie deutsche Manager chinesische und indische Firmenübernahmen sehen

Martina Fuchs, Martin Schalljo

Grenzüberschreitende Mergers & Acquisitions (M&A) gehören für deutsche Führungskräfte angesichts der Globalisierung zum Alltag. Aktuell investieren viele Firmen aus China und Indien im deutschen Mittelstand. Deutsche Führungskräfte begrüßen diese Übernahmen, die eben keine „feindlichen“ Übernahmen sind. Bei genauerem Hinsehen zeigen sich aber diverse Herausforderungen in solchen interkulturellen M&A.

Die Wirtschaftsgeographen Prof. Martina Fuchs und Martin Schalljo gehen in einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) diesen Schwierigkeiten nach. Methodologisch werden narrative Interviews mit Spitzen-Managern der deutschen Industrie ausgewertet, um so allgemeine Strukturlogiken von Übernahmedeutungen rekonstruieren zu können.

Schalljo berichtet, dass die deutschen Manager ihre neuen Geschäftspartner oft als sehr hierarchisch und bürokratisch erleben. Zwar würden die jungen Investoren oftmals als „lernende Investoren“ bezeichnet, doch zeige sich ganz im Gegenteil, dass die deutschen Manager versuchten, ihre Partner soweit wie möglich aus den operativen Abläufen herauszuhalten.

Schalljo: „Einer der interviewten deutschen Manager hat die chinesische Seite im Board als ‚Fremdkörper’ bezeichnet. Ein anderer Manager war froh, dass die Partner nicht im Werk, sondern außerhalb in einer anderen Stadt untergebracht waren.“

Der hermeneutische Blick hinter die Kulissen offenbart also ein erhebliches Störpotenzial in diesen grenzüberschreitenden M&A, so dass die finanziell willkommene Übernahme bislang eher als ‚Zweckehe‘ erscheint.

Was lehrt das Projekt? Fuchs: „Die alten Schlagzeilen, die vor ‚Chinesen auf Einkaufstour‘ im deutschen Mittelstand oder vor dem ‚indischen Tiger‘ warnen, sind Polemik. Aber es wäre auch falsch, nur glatte Erfolgsgeschichten solcher Übernahmen zu erzählen. Hinter den Kulissen wartet viel Mühe auf die Beteiligten solcher grenzüberschreitender M&A, letztlich auf beiden Seiten.“